Österreichischer
Fernschulverband

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Einige Tipps zum richtigen Lernen

von Dr. Eduard Dvorak

Der Wille zum Lernen entsteht aus inneren Antriebskräften. Erforschen Sie Ihre Motive, warum Sie einen bestimmten Fernlehrkurs belegen wollen. Welche Ziele wollen Sie erreichen? Welche positiven Folgen sind mit dem Erreichen der Ziele verbunden? Schreiben Sie sich Ihre Ziele, Ihre Wünsche auf einen Zettel und lesen Sie diesen hin und wieder. Solange Sie Ihre Ziele vor Augen haben, wird auch Ihr Antrieb zum Lernen stark sein.

Planung

Wenn Sie Ihr Ziel vor Augen haben, bestimmen Sie auch einen Termin, zu dem Sie es erreicht haben wollen. Bedenken Sie bei der Bestimmung des Zieltermins Ihre zeitlichen Möglichkeiten zu lernen, die Schwierigkeiten des Stoffes, Ihre eigenen Fähigkeiten. Vielleicht müssen Sie erst einmal einige Wochen darauflos lernen, bevor Sie abschätzen können, welcher Zieltermin vernünftig ist. Setzen Sie sich auch Teilziele: Termine, bis wann Sie bestimmte Prüfungen spätestens abgelegt haben wollen usw. Schließlich schreiben Sie sich noch einen detaillierten wöchentlichen Stundenplan. Wenn Sie stets zu den gleichen Zeiten lernen, wird sich Ihr Geist darauf einstellen und auch Ihre Familie wird sich an Ihre Lernstunden gewöhnen. Zudem übt ein zeitlicher Rahmen einen gewissen Druck aus, der sich positiv auf Ihre Motivation und Ihre Lernfortschritte auswirken wird. Belohnen Sie sich hin und wieder, wenn Sie Ihren Stundenplan eingehalten haben, mit etwas Außergewöhnlichem (aber bestrafen Sie sich nicht, wenn es einmal nicht geklappt hat).

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Zeit

Zu welcher Tageszeit lernt es sich am besten? Nun, zu welcher Zeit Sie sich am besten konzentrieren können. Finden Sie (falls Sie es noch nicht wissen) heraus, ob Sie eher ein Morgen- oder ein Abendmensch sind. Vom lernpsychologischen Standpunkt eignen sich die Stunden vor dem Einschlafen besonders gut, da der eigentliche Einprägungsvorgang, die Übertragung des Gelernten aus dem Kurzzeitgedächnis ins Langzeitgedächnis nach dem eigentlichen Lernen andauert, und zwar stundenlang (das Gehirn lernt länger als das Bewusstsein). Dieser Einprägungsvorgang kann am besten vor sich gehen, wenn er nicht durch neues Gedächtnismaterial gestört wird, also im Schlaf. Für Menschen, die sich am Abend nicht mehr so gut konzentrieren können, empfiehlt es sich, vor dem Einschlafen etwas bereits Gelerntes zu wiederholen. Ungünstig ist das Lernen unmittelbar nach ausgiebigen Mahlzeiten, da durch die Verdauungstätigkeit das Gehirn weniger Sauerstoff erhält. Müdigkeit und herzhaftes Gähnen sind die Folgen.

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Ort

Hier ist wieder schwer zu raten, da manche nahezu völlige Stille benötigen, während andere dadurch nur nervös werden und sich wiederum am besten in einem Café konzentrieren können. Bedenken Sie: Lernen soll Spass machen! Dazu gehört auch ein Ortswechsel. Wenn Sie auch im Freien lernen können, tun Sie es, nehmen Sie Ihre Bücher mit hinaus. Aber achten Sie auf die Einhaltung Ihres Stundenplanes.

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Abwechslung

Es wurde bereits erwähnt, dass nachfolgende Lerninhalte den Einprägungsvorgang von vorher Gelerntem stören, das gilt vor allem dann, wenn es sich um ähnliche Inhalte handelt. Das bedeutet, dass es nicht sinnvoll ist, länger als eine Stunde den gleichen Stoff zu bearbeiten. Besser ist es, z.B. nach einer Stunde Deutsch eine Stunde Mathematik einzulegen. Vier Stunden hintereinander Deutsch zu lernen ist nicht empfehlenswert. Prof. Guttmann von der Universität Wien empfiehlt sogar, an zwei Stoffgebieten jeweils nur 15-20 Minuten abwechselnd zu lernen. Durch diese für die Merkfähigkeit günstige Abwechslung macht das Lernen auch mehr Spass.

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Kleine oder große Schritte

Ob ein Lernstoff in kleinen Einheiten oder im großen, vielleicht kapitelweise, bearbeitet werden soll, hängt zum Teil von der Art des Stoffes und von der Auffassungsgabe des Lernenden ab. Auf alle Fälle ist es aber günstig, sich vor genauerem Lernen einen Überblick zu verschaffen, indem man das Inhaltsverzeichnis studiert, indem man ein Kapitel oder wenigstens einen Abschnitt zuerst einmal flüchtig und schnell durchliest. Es kommt dabei nicht darauf an, bereits alles zu verstehen! Wichtig ist, dass man eine Ahnung bekommt, worum es etwa geht, denn dies erleichtert das Verstehen beim eigentlichen Lernen in kleinen Schritten. Legen Sie daher nach dem ersten Durchlesen auch eine kleine Pause ein, um dem Gehirn Zeit zu geben, sich auf den Stoff einzustimmen. Ein weiterer Vorteil des flüchtigen Durchlesens vor dem Lernen ist der, dass Sie dann schon wissen, dass z. B. das auf Seite 14 nicht erklärte Wort ein paar Seiten später noch ausführlich behandelt werden wird und Sie sich die Zeit, im Lexikon nachzuschlagen, ersparen können.

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Reflektiertes Lernen

Lernen sollte kein bloßes Einpauken von Wissen sein. Vielmehr geht es darum, sich aktiv und kritisch mit dem dargebotenen Stoff auseinanderzusetzen. Wenn Sie eine Überschrift gelesen haben, halten Sie inne. Fragen Sie sich, was Sie von früher bereits wissen, was Sie schon gehört haben, bevor Sie weiterlesen. Vergleichen Sie das Dargebotene mit Ihrem ursprünglichen Wissen. Stellen Sie viele Fragen: Was ist neu für mich? Was bedeutet das neuerworbene Wissen für mich? Hat es Auswirkungen auf meine Handlungen? Wo und wie kann ich es anwenden? usw.

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Pausen und Konzentration

Ob sie sich auf den Lehrstoff konzentrieren können, hängt einesteils sicher auch von einer gesunden Lebensführung ab, von gesunder Ernährung, Bewegung in frischer Luft usw., andernteils hängt die Konzentrationsfähigkeit auch davon ab, wann, wie lange und wie oft Sie Pausen machen und wie Sie die Pausen verbringen. Machen sie die erste Pause vor dem Lernen, um den Alltag zu vergessen und sich ganz aufs Lernen einzustimmen. Lehnen Sie sich zurück, schliessen Sie die Augen, lassen Sie die Schultern sinken und entspannen Sie sich. Verbleiben Sie so etwa eine Minute, danach strecken Sie sich ordentlich und kräftig! Jetzt sind Sie eher fähig, sich zu konzentrieren. Achten Sie nun während des Lernens auf Körper und Geist. Wenn Sie merken, dass Sie müde werden und sich nicht mehr konzentrieren können, schieben Sie wieder eine Entspannung ein. Wenige Sekunden bis eineinhalb Minuten reichen völlig, um Sie wieder frisch zu machen. Und - vergessen Sie nicht auf Ihre wohlverdiente Ruhe zumindest an einem Teil Ihres Wochenendes und geniessen Sie einen lernfreien Urlaub!

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Wiederholungen

Ebbinghaus hat in lernpsychologischen Experimenten gezeigt, dass man nach dem Lernen zuerst sehr rasch einen Großteil vergisst; was man einige Tage nach dem Lernen noch weiß, behält man hingegen lange. Für das Wiederholen folgt daraus: anfangs öfter wiederholen, später weniger. Es hat keinen Sinn, einen Lehrstoff, den man schon beherrscht, weiterhin zu wiederholen. Wichtig ist eine Aufteilung der Wiederholungen. Dieselbe Anzahl von Wiederholungen, statt an einem Tag auf mehrere Tage verteilt, bringt wesentlich mehr für die Merkfähigkeit! Ein Wiederholungsplan könnte etwa so ausschauen: Unmittelbare Wiederholungen nach Lernende. Wenn möglich, eine Wiederholung noch am selben Tag (am besten vor dem Schlafengehen). Eine Wiederholung am nächsten Tag. Die nächste Wiederholung 3 Tage darauf. Die nächste Wiederholung eine Woche später usw.

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Prüfungen

Lernen Sie am Tag der Prüfung (vor allem, wenn Sie über ein größeres Stoffgebiet geprüft werden) nichts mehr! Schlafen Sie sich aus, rasten Sie, machen Sie sich vor der Prüfung einen "schönen Tag". Wenn Sie es nicht aushalten, nicht doch noch einen "letzten Blick" in Ihre Lernunterlagen zu werfen, so tun Sie dies wenigstens nicht unmittelbar vor der Prüfung. Der Grund ist der, dass jedes neue Lernen die Erinnerungsfähigkeit für vorher Gelerntes hemmt. Wenn Sie noch unmittelbar vor der Prüfung lernen, werden Sie diesen Stoff zwar beherrschen, sich jedoch deutlich geringer an den Stoff erinnern, den Sie in den vergangenen Wochen gelernt haben.

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